Neues aus der AK 75+....!

Ein älterer Mann in einem bunten Triathlonanzug läuft bei den Europe Triathlon Cross Championships ins Ziel.

Foto: Hermann Dorner

Die folgenden Zeile stammen aus der digitalen Feder Hermann Dorners, der mit 76 Jahren quer durch Europa reist um sich in seiner Altersklasse zu messen. Dass diese Reisen mehr als nur ein Ausflug zum nächsten Titelkampf sind beschreibt Hermann hier, seine Eindrücke und Beschreibungen, einfach Klasse...

Folgender Text: Hermann Dorner,

Eindrücke von der EM2025 in Prachatitz. Wie komme ich darauf?

Bei der feierlichen und stimmungsvollen Siegerehrung der EM2024 in Vichy wurde vom Präsidium der WTU der Austragungsort für die Europameisterschaft 2025 unter großem Applaus bekannt gegeben.

"Istanbul". Wie alle, war ich total begeistert. Die Brücke, welche Europa mit Asien verbindet, wird  für den Verkehr gesperrt und als Höhepunkt der Radstrecke freigehalten. Man stelle sich das vor ! Wir Athleten auf dem Rad im Höllentempo von einem Kontinent zum anderen- in Minuten. 

Nach der ersten Euphorie hat sich das politische Klima im Gastgeberland zusätzlich weiter verschlechtert. Mit Protesten und Massenkundgebungen. Wie wird das eskalieren?  Und dann noch die nahe polternde unruhige Erdkruste. Werden Flüge gestrichen? Wie kommt man- wenn es soweit ist- hin und wieder zurück?

Die Stimmung unter den anderen Athleten war dabei durchaus verhalten. Und ich? Ich wollte unbedingt sehen, ob ich den Vizemeister auch 2025 noch mal schaffe.Schweren Herzens habe ich mich entschlossen, Istanbul zu streichen.

Und jetzt.....

Bei der DM2025 -Kurz Distanz in Kalkar- im Juli höre ich, dass am 07.August in Prachatitz/Tschechien die WTU Europameisterschaft Cross Duathlon als Teil  der XTERRA Wettkampfserie stattfindet. Ich bin begeistert und melde mich dafür auf den letzten Drücker an, ohne genau zu wissen was mich erwartet. "Du schaffst das schon" "kein Problem" etc.

Viel Zeit, mich darauf einzustellen, habe ich nicht. Der Zeitplan ist eng. Am Samstag 03 August. die Deutsche Sprint Meisterschaft in Dresden, am Montag noch einen Tag mit einer Dampferfahrt auf der Elbe genossen. Herrlich! Am Dienstag von Dresden aus durch Tschechien auf Bundesstrassen durch eine traumhafte Landschaft nach Prachatitz in Südenböhmen gefahren. Herrlich! Das durch den Jahrhunderte währenden Salzhandel reich gewordenen historischen Städtchen mit dem zentralen Markplatz, rundum mit Bürgerhäusern, Toren, Wehrmauern eingerahmt präsentiert sich für uns als Startline, als Wechselzone, als Teil der Laufstrecke, als Teil der Radstrecke, als Finish und als  Bühne für das Spektakel.

Unser Hotel im alten Gemäuer, direkt am zentralen Platz ist mit Athleten voll belegt. Auf den Speisenkarten sehe ich keine „athletengerechten“ Gerichte. Die anderen wohl auch nicht, jedenfalls sehe ich Schnitzel, Würste und weitere gesunde, kräftige Sachen auf den Tellern rundherum. Dann auch auf meinem. „Du brauchst Kraft morgen!“ Ich befürchte das auch.

Die Laufstrecke habe ich kurz angetestet. Hilfe. Es blieb beim antesten.

Den Radsplit bin ich dann abgefahren. Hermann ! Du bist kein Crosser. Auch nicht mit den kurz vorher neu aufgezogenen 26" Schwalbe XC Reifen. Das Vorderrad hüpft über Stock, Stein und Wurzeln. Auf dem schmalen Single-Trail Passagen ist es für mich beängstigend. Und wie werden die Profis morgen unterwegs sein? Ich habe das schon in Fernsehen gesehen. Unglaublich bestimmt. Vor dem Rad- Check-in frage ich die Jungen Athleten nach deren gefahrenem Reifendruck. 1.8 Bar!   Sie helfen mir, stecken ihre Pumpe an mein Ventil für Vorder- und Hinterrad und lassen die munter hüpfenden 3 bar in die frische Luft entweichen. Das beruhigt mich, und ist dann deutlich besser zu steuern. Ich gebe es zu. Ich steige drei mal ab, zwei Schiebepassagen und eine kurze Kante bergab. Ich glaube, ich war dabei nicht allein. Und was sage ich, auch auf den Laufsplitts bin ich jeweils 3 mal gehend zu Fuß. Zwei mal bergan, auch mit Unterstützung der Hände und ein mal bergab, mich an einem dünnen Baumstamm abfangend. der Stamm war in Armhöhe schon deutlich abgegriffen.

Auf den Wiesen im unteren unbewaltenden Teil der Strecke  eröffnet sich ein prächtiger Blick auf das Städtchen, die Urlauber genießen das bestimmt, ich nicht. Hermann! Jetzt nur nicht stolpern. Du hast den Single Trail mit Umsicht gemeistert und es erst weiter unten bergab auf der Straße laufen lassen. Spektakulär im Städtchen durch eine schulterenge, gewinkelte Gasse und einem niedrigen Torbogen als Ausgang. Kopf einziehen und daran denken! Es ist meine letzte Laufrunde von insgesamt drei Runden.

Lauf 1: 8km (2 Runden à 4km  jeweils 100 Höhenmeter) Rad: 21km (1 Runde Single Trails und  Forstwege  400 Höhenmeter  Lauf 2: 4km (1 Runden wie Lauf 1)

Und.... wie fühle ich mich als European Vice Champion abends auf der Bühne zur Siegerehrung.? Zusammen mit meinem Kontrahenten aus Great Britain. Toll, großer Applaus bei der Nennung unserer Altersklasse. Bei den vielen Meisterschaften merke ich schon, dass mir/uns .ein Altersbonus entgegengebracht wird. Von "Voll Krass",  "Toll" und "Applaus". Aber es gibt noch ältere Athleten. Gherardo im Italienischen National Dress z.b.  Mit 86 Jahren rockt er abends jede Bühne.

Und jetzt wieder zuhause sehe ich, dass ich mich eigentlich nicht zu verstecken brauche. Mein großer Kontrahent, hat 74 Weltmeisterschaften, 48 Podiums und 24 Siege zu verzeichnen. Er hat mir schon Respekt eingeflößt. Beim morgendlichen Frühstück haben wir uns beäugt und wussten um unsere Konkurrenz.

Er hat mir 4 Minuten abgenommen, davon 2 in der Wechselzone. Trotzdem. Eine großartige Woche mit unzähligen Höhepunkten.

In Dresden- 

der Sprint der Profi- und Altersklassen Athleten als Teil der Finals 2025 mit einer unglaublichen Medienpräsenz und einer unglaublichen Laufstrecke zweimal um die Frauenkirche und durch die Fürstengasse, runter zur Elbe hoch ins Ziel an der Semper Oper, dicht gesäumt von den Zuschauern in der Stadt, nicht nur der Angehörigen. Ich und  wir haben unserer Anika hautnah zugejubelt. Fragt sie mal, wie sie das empfunden hat. Bestimmt Gänsehaut. Dresden hat sich nicht nur als Elb-Florenz präsentiert, sondern als Sportstadt mit großen Ambitionen die Olympiade auszurichten. Die Idee wird euphorisch von allen getragen.

In Prachtitz- 

emotional schon mit dem Auto gemütlich eine Urlaubsreise durch eine  traumhafte Landschaft  zu beginnen. Es war eine Genuss Reise. Da störte es nicht, wenn das Triathlon Rad im Heck verstaut ist und das Mountainbike auf dem Radträger auf der Anhängerkupplung schaukelt. Das herrliche Städtchen, welches mich an meine Kindheit und Schulzeit in Passau erinnert. Passau und Prachatiz waren wie schon berichtet mit dem Salztransport auf einem Saumpfad -dem Goldenen Steig- historisch verbunden. Schon als Kinder haben wir das in Passau gehört, gerochen und empfunden. Die Umschlagplätze, die eisernen Ringe zum anleinen und zum führen der Treidel Kähne auf dem Inn sind noch zu sehen und wir wussten darum. Die erste Station einige Kilometer bergan ist Salzweg. Warum heißt das wohl so?  

Aber zu der Zeit wäre es einfacher gewesen auf den Mond zu kommen, als nach Prachatitz. Der Eiserne Vorgang war für uns das Ende der Welt. Und auch für die drüben.

Und die Abreise.... durch den tiefen Böhmerwald bis an die Bayrische Grenze, ohne Todesstreifen, nicht einmal mit einem Grenzhäuschen. Jetzt erst verstehe  ich das Lied, welches mich als Jugendlichen jeden Sonntag Nachmittag im Radio genervt hat. Ich habe den Text gegoogelt, "tief drin im Böhmerwald, wo meine Wiege stand..." Die Landschaft unserer Reise -auch die im Single Trail- wurde in diesem Liedtext beschrieben und emotional durch Jahrhunderte weiter gegeben. 

Bin ich jetzt schon soooo alt?....Oder einfach reifer?

Schau'n mer mal 2026. Die Hessischen, die Deutschen, die Europa, die Welt------ wenn sie nicht zu weit weg sind.

Meine Frau, mein bester Coach wird mich bei allem unterstützen, wenn es nicht zu weit ist.

Beste Grüße

Hermann

Deutscher Meister -mehrmals

Europa Vizemeister 2024, 2025

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