Derbysieg der Comeback-Kings - Am Ende kackt die Ente und nicht der Hund
TuS Griesheim - TSV Pfungstadt 29:28 (15:16)

- 14.11.2024, 08:00
Griesheim, Samstagabend 20:00 Uhr, draußen grau, nass, kalt, ungemütlich. Zeitgleich in der Großsporthalle zu Griesheim: Menschenmassen, laute Musik, freudig gespannte Handballfans, die Luft fängt an zu brennen. In einem Wort: Derbytime.
Das sind die Spiele, auf die sowohl Fans als auch Spieler die ganze Saison hinarbeiten und genauso entgegenfiebern. Statistiken, vorherige Spiele, Tabellensituation - alles Punkte, die in diesen Matches praktisch ohne Wert sind. Es geht nicht nur um zwei Punkte, es geht um Prestige und darum, monatelang den Titel des Derbysiegers tragen zu dürfen! Ein Spiel, das keiner verpassen will - dementsprechend gut gefüllt war die altehrwürdige Großsporthalle. Ca. 500 Zuschauer wollten dabei sein, wenn sich die beiden Lokalrivalen ein hoffentlich episches Duell liefern werden. Obwohl Griesheim auf mehrere Leistungsträger verzichten musste, konnte Headcoach Friedrich eine starke Truppe aufbieten.
Ab der ersten Minute war klar, heute stand nicht nur “Derby” drauf, sondern es war auch “Derby” drin. Beide Teams waren von Beginn auf Betriebstemperatur und es gab keinerlei Abtasten, sondern Vollgas ab der ersten Minute. Es entwickelte sich das, was die Zuschauer sich erhofft hatten, ein spannendes Spiel mit Leidenschaft auf beiden Seiten und High-Speed-Handball. Obwohl die Heim-Mannschaft bis kurz vor der Pause immer knapp in Führung lag und die reifere Spielanlage präsentierte, ließen sich hart kämpfende Gäste nicht abschütteln und drehten die erste Hälfte noch zu einem 1-Tore-Vorsprung. Die Ränge und Fanblocks waren angezündet und unterstützten ihre Teams nach Leibeskräften. Halbzeit 13:14. Alles offen und ein enges Spiel war für die zweite Hälfte zu erwarten. Wie gewünscht bekamen die Zuschauer auch nach Wiederanpfiff, was sie sich erhofften: Einen offenen Schlagabtausch auf Augenhöhe. Ähnlich wie in der ersten Hälfte konnte sich kein Team absetzen, obwohl jetzt Pfungstadt immer knapp die Nase vorne hatte. Auch das Schiedsrichtergespann leistete seinen Beitrag daran, dass die Stimmung in der Halle immer mehr zum Siedepunkt stieg. Vor allem Colin Schupp, Edelshooter Max Löffler und Philip Kaspar erwischten heute einen Sahnetag und hielten die fabulöse Friedrich-Formation immer wieder im Rennen. Angepeitscht von der heute frenetischen Kulisse. Nächstes Highlight: Sieben Minuten vor dem Ende der erlösende Ausgleich zum 26:26. Ein Spannungsbogen, den weder Hitchcock noch Stephen King besser hätten spannen können. Der Gamechanger dann kurz im Anschluss als Routinier und Torgarant Till Buschmann den Griesheimer Linksaußen Florian Pierz bei einem Gegenstoß leicht berührte und daraufhin mit Rot von der Platte musste, eine strittige 50-50 Entscheidung. Trotz eines verworfenen Siebenmeters in der Folge nutzten die Zwiebelstädter das Momentum und zogen kurz vor Schluss auf zwei Tore davon. Pfungstadt warf nochmal alles in die Waagschale, konnte aber nur noch verkürzen, auch weil Youngster Rufus Schreiner drei Bälle in Folge glänzend parierte. Endstand somit 29:28.
Ein episches Finale für ein denkwürdiges Derby, in dem Nuancen und eine unerschütterliche Moral letztendlich den Ausschlag für Griesheim gaben. “Gratulation an meine Jungs, die immer an sich glaubten und nie aufgesteckt haben. Es war ein Derby, wie man es sich nicht besser ausmalen kann und mit allem, was solche Spiele ausmacht!”, fasste Coach Friedrich kurz nach dem Spiel zusammen. “Eine absolute Werbung für unseren Sport”, sah Abteilungsmanager Kai Uwe Müller. “Spannung über die gesamte Spielzeit, Dramatik, Emotionen pur, eine fantastische Atmosphäre, was will das Fan-Herz mehr. Vielen Dank auch an unsere Freunde vom Museum Griesheim, die uns heute das erste Mal besucht haben und sich als rote Wand gut eingebracht haben!”, so Müller weiter. Die TuS’ler ziehen damit in der Tabelle am Lokalrivalen vorbei und bekommen es am kommenden Samstag auswärts mit dem Oberliga-Aufsteiger der HSG Haibach/Glattbach zu tun.

